
Msgr. Dr. Dr. Hans Feichtinger
Schiedsrichter der Schiedsrichtergruppe Passau
Ein Gruß aus der Ferne
Endlich kann die Hundert-Jahr-Feier unserer Schiedsrichter-Gruppe Passau stattfinden, auch wenn es etwas Nachspielzeit gebraucht hat. Wenigstens über diese Grußbotschaft kann ich daran teilnehmen. Was ich in Passau und Niederbayern bei den Schiedsrichtern gelernt habe, kann ich immer noch und auch hier brauchen, und nicht nur auf dem Fußballplatz. Ende der 1980er Jahre habe ich den Neulingslehrgang gemacht, noch in Grünwald unter Ehrenmitglied Ludwig Jerger. Hans Würdinger und Ludwig Resch haben damals unsere Gruppe „regiert“ und mir den Anfang leicht gemacht.
Nach Jahren in Rom bin ich jetzt in Ottawa gelandet. Fußballmäßig ist es hier weit weniger tumultartig als in Italien, aber man könnte pfeifen ohne Ende. Einige Schiris sind von Mai bis September praktisch täglich im Einsatz, manchmal auch zwei Spiele hintereinander. Gespielt wird jeden Tag, unter der Woche am Abend. Wichtig sind auch die Meisterschaften der Universitäten und Colleges, die im Herbst ausgetragen werden.
„Soccer“ ist auch in Kanada der meistpraktizierte Sport, in der öffentlichen Wahrnehmung und kommerziell aber dominiert Eishockey und die anderen „amerikanischen“ Sportarten: American Football, Base Ball, und Basketball (letzteres ebenso in Kanada erfunden wie Hockey). Aber unter Führung der nun olympisch-goldenen Damen-National-Mannschaft geht es weiter aufwärts.
Ich bin hier einer von ganz vielen Schiedsrichtern, die aus dem Ausland kommen, in meinen letzten SR-Teams waren Griechen, Ägypter, Koreaner, Kameruner etc. Bei den Spielern ist es fast noch bunter. Unser „BSO“ hier ist aus England, der Einteiler für Herren-Spiele aus Palästina.
Es ist nicht immer leicht, das unter einen Hut zu bringen, auch bei den Spielen, denn die verschiedenen Mentalitäten und Kulturen reagieren unter Stress oft recht unterschiedlich. Wegen Corona gibt es heuer weniger aktive Ligen als sonst, die Zahl der SR ist um 80% zurückgegangen! Mal schauen, wie es 2022 sein wird.
Für die nächsten Hundert Jahre wünsche ich der Gruppe Passau viel Erfolg, guten Zusammenhalt und immer eine gute Führung. Wenn das Reisen wieder einfacher wird, sehen wir uns hoffentlich auch mal wieder. Bis dahin, guten Pfiff!